«Crazy, Queer, and Lovable: Ovartaci» und «ICH DU ER SIE XIER: Transidentität»

Veröffentlicht in Ausstellungen | Kunst (Archiv)

Die Gender- und Transgender-Debatte ist hoch aktuell, auch in der Kunst und im Kunstbetrieb

Die zweite Ausstellung der internationalen Trilogie "Das ‚Andere‘ in der Kunst" im Museum im Lagerhaus widmet sich Genderfragen, sexueller Identität und Transidentität. Im Zentrum steht das besondere Gesamtkunstwerk von Louis Marcussen (1894-1985), genannt Ovartaci. Parallel zu Ovartaci präsentiert die Ausstellung "ICH DU ER SIE XIER: Transidentität" zeitgenössische künstlerische Positionen des Weiblichen, Männlichen und von Transidentität. Fotografien, Videoarbeiten, kinetische Objekte und Malerei ergründen Fragen der Genderzugehörigkeit und der daraus folgenden gesellschaftlichen Erwartungen und Geschlechterklischees.

191001 LHSG Ovartaci FlamenMenschen C Museum Ovartaci ArhusOvartaci Flammen-Menschen, Gouache auf Leinwand © 2019 Museum Ovartaci, Århus «Crazy, Queer, and Lovable: Ovartaci»
Ovartaci zählt zu den herausragenden Künstler*innen Dänemarks wie auch der internationalen Outsider Art

Ovartaci ist der "dänische Wölfli" und ebenso berühmt. Zum ersten Mal ist das Werk jetzt in der Schweiz zu sehen. Zeitlebens beschäftigt Ovartaci das Thema der Transformation. Zahlreiche weibliche Figuren und Puppen, kleine bis nahezu lebensgrosse, aus Papier, Karton, Papiermaché, stellen Freundinnen dar. Sie zeigen die Sehnsucht, das andere Geschlecht zu verkörpern. Durch Selbstkastration vollzieht Ovartaci schliesslich die gewünschte Anpassung vom Mann zur Frau. Das Werk Ovartacis lässt sich kaum fassen. Ovartaci ist ein/e Universalkünstler*in und hat in 56 Jahren Anstaltsleben ein aussergewöhnliches Gesamtkunstwerk geschaffen.

Ovartaci wird am 26. September 1894 in Ebeltoft, Dänemark, als Louis Marcussen, als Mann geboren. Schon früh beschäftigt sich der junge Louis mit Yoga, Buddhismus, Literatur und sucht die Beherrschung von Körper und Geist. Nach Abschluss einer Malerlehre wandert er nach Argentinien aus. Wieder zurück in Dänemark, sieht sich die Familie 1929 gezwungen, ihn in die psychiatrische Klinik Risskov in Århus einweisen zu lassen. 1932 wird Ovartaci in die psychiatrische Klinik Dalstrup in Djursland verlegt und kehrt 1942 wieder nach Risskov zurück, wo er bis zu seinem Tod 1985 lebt. Ovartaci bewegt sich allerdings nicht allein zwischen einer weiblichen und/oder männlichen Identität. Existenz bedeutet für Ovartaci vielmehr den Zustand fortwährender Transformation.


«ICH DU ER SIE XIER: Transidentität»
legt auch ein Fokus auf Ovartacis Transidentität

Zu sehen sind zeitgenössische künstlerische Positionen des Weiblichen, Männlichen und von Transidentität von Michelle ‹Jazzie› Biolley, Muda Mathis & Sus Zwick, Francesca Bertolosi und Sascha Alexa Martin Müller. Wer oder was bestimmt Genderzugehörigkeit? Die physische Ausprägung von Geschlechtsmerkmalen? Oder ist Gender ein gesellschaftliches Konstrukt? Ist Gender eine Entscheidung für das eine oder das andere Geschlecht? Befindet sich Genderempfinden nicht in einer andauern- den Transformation? Wie würde die Auflösung des binären Geschlechtersystems die individuelle Identität und die Gesellschaft verändern?
191001 LHSG Michelle Jazzie Biolley Genderwonderland BerlinC M BiolleyMichelle ‹Jazzie› Biolley Genderwonderland, 2016 © 2019 Michelle ‹Jazzie› Biolley


Doppelausstellung «Crazy, Queer, and Lovable: Ovartaci» und «ICH DU ER SIE XIER: Transidentität»
Di 01. Oktober 2019 bis So 01. März 2020 | Museum im Lagerhaus St.Gallen In Kooperation mit dem Museum Ovartaci, Århus 
Öffnungszeiten: Di bis Fr 14–18 Uhr Sa, So und Feiertage 12–17 Uhr 
Ein umfangreiches Rahmenprogramm diskutiert "Geschlecht und Kunst", Geschlechtsidentität und das Leben mit Transidentität, Genderselbstbestimmung in der Jugend, aber auch Reinkarnationsideen. Zudem sind alle Gäste eingeladen, sich einzubringen und sich in Kommentaren zu ihrer Selbstwahrnehmung zu äussern.

Rahmenprogramm

Di 29. Oktober 2019 - 18 Uhr | Genderselbstbestimmung in der Jugend
Genderfragen sind hoch aktuell. In Grossstädten anderer Länder scheint die Selbstverständlichkeit unterschiedlichster Lebensweisen präsenter als in der Schweiz. Wie erleben das junge Menschen? Vertreter*innen des Schweizer Verbands ‹Milchjugend› berichten und diskutieren.

Di 12. November 2019 - 18 Uhr | Frau oder Mann – für immer?
Was ist Geschlecht? Ist es nur eine Frage der Identität? Oder der körperlichen Ausstattung? Hat die Gesellschaft etwas damit zu tun? Ist es zeitlich konstant? Und schliesslich: Kann und soll man sein Geschlecht anpassen, wenn dieses weh tut? Vortrag von David Garcia Nuñez, Leiter für Geschlechtervarianz an der Klinik für Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische und Handchirurgie, Basel.

So 24. November 2019 - 15 Uhr | KKK – Kunst Kaffee Kuchen
Transidentität: ein aktuelles Thema Wie wird Transidentität erlebt und gelebt? Wie reagiert die Umwelt, wie die Familie? Eine Diskussion mit Vertreter*innen der Fachgruppe Trans eröffnet neue Perspektiven.

Di 26. November 2019 - 18 Uhr | Film ‹Genderwonderland› (2016)
mit der Regisseurin Michelle ‹Jazzie› Biolley, Video- und Fotokünstlerin, Gender-Aktivistin und Initiantin von ‹Be Queer›. Mit Diskussion.

So 12. Januar 2020 - 15 Uhr | Künstler*innen-Talk: Geschlecht und Kunst
Mit der Forderung nach Gleichstellung der Geschlechter, richtet sich auch im Kunstbetrieb der Fokus verstärkt auf die Genderfrage. Wie sehen sich Künstler*innen im Kunstbetrieb vertreten, was veranlasst sie, sich in ihren Werken mit Genderthemen auseinanderzusetzen? Talk mit Muda Mathis & Sus Zwick, Michelle ‹Jazzie› Biolley und Sascha Alexa Martin Müller.

Di 11. Februar 2020 - 18 Uhr | Reinkarnation und Transformation
Ovartaci war Buddhist und lebte fünf Jahre in Argentinien. Welche Ideen von Reinkarnation und Transformation finden sich in den indigenen Kulturen jener Region? Vortrag von Sabine August, Ethnologin.

191001 LHSG Muda Mathis Sus Zwick 2001C Muda Mathis Sus ZwickPaar, 2001, © 2019 Muda Mathis & Sus Zwick

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