Büchners «Woyzeck» gegenwärtig das weltweit erfolgreichste deutschsprachige Bühnenstück

Veröffentlicht in Bühne | Literatur (Archiv)

"Woyzeck" ein Bühnenklassiker feiert am 20. Januar im Stadttheater Konstanz in der Regie von Nina Mattenklotz Premiere. Mit gerade einmal 23 Jahren schrieb Georg Büchner ein poetisches, zutiefst berührendes aber bildgewaltiges Bühnenfragment, basierend auf realen, genau recherchierten Fällen. Die Frage nach der Verantwortung, dem eigenen und dem anderen Leben gegenüber, trieb den jungen Mediziner, Forscher, Revolutionär und Schriftsteller Georg Büchner um.

0119 ThKn Woyzeck 0923 Presse vorabWoyzeck ist ein Außenseiter: finanziell an den untersten Rand der Gesellschaft gedrängt, von Vorgesetzten gedemütigt, von der Wissenschaft zum Studienobjekt gemacht und missbraucht. Er ist dem radikalen Mangel an Empathie seiner Umwelt ausgeliefert, bis die Welt ihm selbst zum Fragment wird und er schließlich aus dem sozialen Gefüge herausfällt. Doch Woyzeck ist nicht nur das Opfer sozialer Verhältnisse oder ein pathologischer Musterfall. Er schlägt zu(rück). Woyzeck ermordet Marie. Seine Marie, wie er meint.

Büchner hat "Woyzeck" mehrfach überschrieben und reale Fälle eingearbeitet. So hat der Eifersuchtsmord des ehemaligen Soldaten Johann Christian Woyzeck an der Witwe Johanna Christian Woost in Leipzig am 2. Juni 1821 – nicht nur in der Namensgebung - seine Spuren hinterlassen. Büchner hat sich in diesen Fall eingearbeitet und zeigt in seinem Drama die destruktiven Folgen der Lebensumstände Woyzecks auf. Meist steht bei den Aufführungen Woyzeck als Unterdrückter im Mittelpunkt, dessen Tat in seinen krassen Lebensverhältnissen begründet liegt. Doch auch Marie lebt in diesen Verhältnissen. Und Büchner hat sie als für die damalige Zeit kraftvolle Frau beschrieben, mit einem Hunger nach Leben und ihrem Wunsch, selbstbestimmt und frei zu leben.

Regisseurin Nina Mattenklotz nimmt die Infragestellung sozialer Klassen und geschlechterspezifischer Herrschaftsverhältnisse in Familie, Liebe und Arbeit in das Zentrum ihrer Inszenierungen. Gemeinsam mit Dramaturgin Meike Sasse und ihrem Team präsentiert sie auf der Konstanzer Bühne eine Fassung, die den Blick auch auf Marie lenkt: "Die Frau, die ich war, war keine schöne Leiche und ihr Mord war Mord. Der Mann, der mein Mann war, ermordete mich, um mich zu besitzen."

0119 ThKn Woyzeck 1496 Presse voraballe Fotos © Ilja Mess

«Woyzeck» im Theater Konstanz Premiere 20.Januar 2023 um 20 Uhr
REGIE Nina Mattenklotz BÜHNE & KOSTÜM Lise Kruse DRAMATURGIE Meike Sasse
MIT Patrick O. Beck (Tambourmajor/ Bettler), Anna Eger (Hauptmann), Ulrich Hoppe (Doktor) Henry Morales (Andres), Ruby Ann Rawson (Woyzeck), Anne Rohde (Marie)


Weitere Vorstellungen im Nachmittags- und Abendprogramm:
Januar           24.1. um 20 Uhr | 25.1. um 15 Uhr | 27.1. um 19.30 Uhr | 28.1. um 20 Uhr
Februar 1./2./4.2. jeweils 20 Uhr | 5.2. um 18 Uhr | 7./9.2. jeweils 19.30 Uhr | 11./15.2. jeweils 20 Uhr | 17.2. um 19.30 Uhr



  
Büchners "Woyzeck" ist auch dieses Jahr "Sternchenthema" bzw. Schwerpunktthema im Abiturleistungskurs in Baden-Württemberg. Deshalb bietet das Theater Konstanz zusätzlich zu den Abendvorstellungen auch Vormittagsvorstellungen speziell für Schulen an.

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